Gedanken über die Mettenschicht

Glück Auf! liebe Gäste und Bergfreunde,

willkommen zur Mettenschicht in den Kasematten des Großen Schlosses. Ich möchte heute einen kleinen Exkurs über das Wesen der Mettenschicht geben, um die Hintergründe dieser Jahrhunderte alten Tradition kurz zu erläutern.

Die Ursprünge der Mettenschicht liegen im Dunkeln und nur wenig ist überliefert. Es ist aber untrennbar mit dem Erzgebirge verbunden. Von den anderen Bergfeiertagen unterschied sie sich durch einen höheren Grad an Besinnlichkeit und einen beschränkten Teilnehmerkreis: die Bergleute und ihr Steiger. Diesem teilweise geduldeten, inoffiziellen Zustand ist es geschuldet, dass sich in den Akten der Bergarchive nur wenig wieder findet.

Der Steiger war bei der Feierlichkeit eine zentrale Figur: Er organisierte die Mettenschicht und war als Leiter eine Grube für die Bergeleute zuständig. Man war voneinander abhängig, sodass an diesem Tag der Steiger seinen Bergleuten auftafelte und im Gegenzug beschenkt wurde. Schon im ausgehenden 16 Jahrhundert war klar, dass die Motivation und ein gutes Verhältnis von zwischen Steigern und Bergleute maßgeblich das Betriebsergebnis bestimmten. So fielen die Mettenschichten entsprechend zünftig und großzügig aus. Das Motivation alles ist, weiß man heute noch mehr zu schätzen und eine entsprechende Feier kann dabei nur hilflich sein.

Dabei gab es nie die eine Art der Mettenschicht, sondern unterschieden sich die Mettenschichten immer ein wenig voneinander. Immer jedoch wurden die Mettenschichten mit Ernst und Ehrfurcht begangen. Erst zu vorgerückter Stunde setzte die Gemütlichkeit ein.

Die Mettenschichten wurden immer am letzten Arbeitstag vor dem Weihnachtsfest begangen, in der Regel am 23. Dezember.

Die Mettenschicht bestand aus zwei Teilen: einer regulären Halbschicht und dem feierlichen Teil der Bergmette mit Beschenkung des Steigers und dem Bergschmaus. Die Mettenschicht wurde daher in Arbeitskleidung abgehalten, aus der später die Berghabite hervorgingen; wie wir sie heute u.a. hier sehen können.

Kern der Mettenschicht ist neben dem besinnliche Beisammensein aller Gewerke vom Steiger bis zum Knappen, dem Gedenken der im Berg gebliebenen und der Dank für ein reiches Erzausbringen auch das Feiern, Denn nach den besinnlichen Worten, vom Steiger gehalten, wurde auch die Gemütlichkeit nicht vergessen. Oft wurden auch Gedichte aufgesagt. Diese bringen das Bergmannsleben zum Ausdruck und was den Bergmann bewegt.

Ein tiefes Bedürfnis hat der Bergmann nach Licht, nach der Sonne. Jeder der im Dunkeln arbeitet oder eben im Bergwerk, kennt die innere Freude, wenn die ersten Sonnenstrahlen nach einer Schicht in Dunkelheit zu sehen sind. So spiegelt sich diese Sehnsucht nicht nur in der Lyrik, sondern auch in der Volkskunst wieder. Schwibbögen, Bergmann und Lichterengel werden zum ersten Advent daheim aufgestellt, die damals oft selbst geschnitzt wurden. Es können gar nicht genug Lichter sein, um die Rückkehr an das Tageslicht zu feiern und die dunklen Wintertage zu erhellen, um sie von der Dunkelheit im Schacht abzugrenzen. Und in diesem Sinne möchte ich mit einem Brechtzitat meinen kleinen Exkurs über das Wesen der Mettenschicht beenden.

Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.

Bevor wir gerne zusammen das Bergmannslied singen, möchte ich ein Gedicht zu Ohren bringen, über eine Mettenschicht am Davidschacht in Freiberg. Besonders darin ist, dass es den Kern der Mettenschicht, den ich eben kurz beschrieben habe, hier sehr eindrucksvoll lyrisch erfasst. Und in dieser Form kann diese Mettenschicht überall zelebriert werden, speziell hier und heute im Großen Schloss zu Blankenburg.

 

Mettenschicht am Davidschacht von Norbert Schüttler, 2010

Altes Jahr geht nun zur Neige,
doch tief im Berge brennt ein Licht
in alter Tradition verbunden
am Davidschacht zur Mettenschicht.

Wir wolln bitten unsern Bergfürst,
dass Tragwerk hält und First´nicht bricht.
Für ihn soll jetzt ein Lichtlein brennen
am Davidschacht zur Mettenschicht.

Auch dem Berggeist sei gedankt,
denn seine Gunst vergisst man nicht.
Ein Pfenniglicht soll für ihn leuchten
am Davidschacht zur Mettenschicht.

Nicht vergessen sind die Alten,
ihre Mühen und Verzicht.
Auch für sie solln Lichter brennen
am Davidschacht zur Mettenschicht.

Nun wolln wir den Krug erheben
und „Glück Auf“ ein Jeder spricht,
lasst uns nun das Jahr beschließen
am Davidschacht zur Mettenschicht.

 

Glück Auf! und lasst den Becher kreisen!

Prost Bergleute auf das gutes Bergjahr 2015 und ein hoffentlich ebenso gutes 2016!

 

Ansprache zur Mettenschicht 2011